Mahnmal auf dem Friedhof Heimbach-Weis

jüdische Mitbürger, die von den Nationalsozialisten ermordet wurden (wahrscheinlich 1942 in Auschwitz und Majdanek), mit Geburtsjahren
David, Berta | 1887 | Fromm, Frieda | 1903 | |
David, David | 1885 | Nathan, Hermann | 1893 | |
Elsoffer, Edith | 1925 | Tobias, Albert | 1891 | |
Elsoffer, Egon | 1932 | Tobias, Julie | 1886 | |
Elsoffer, Hedwig | 1889 | Tobias, Moritz | 1880 | |
Elsoffer, Heinz | 1933 | Weil, Karoline | 1885 | |
Elsoffer, Max | 1895 |
Ach, dass ich Wasser genug hätte in meinem Haupte und meine Augen Tränenquellen wären, dass ich Tag und Nacht beweinen möchte die Erschlagenen in meinem Volk!
Jeremijahu Kap. 8.23
Der Standort des Mahnmals an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft ist der Wandelgang an der Friedhofskapelle Heimbach-Weis. Die Namen der Opfer sind - getrennt nach ihren Todesumständen - auf Tafeln aufgeführt: Soldaten und Mitglieder von Hilfsorganisationen, die gefallen, an Kriegsfolgen bzw. in Gefangenschaft gestorben sind oder vermisst werden. Zivilpersonen, die durch Kriegseinwirkungen umgekommen sind, im KZ ermordete jüdische Mitbürger und politische Opfer; nach dem so genannten „Euthanasieverfahren“ Ermordete und hier umgekommene Zwangsarbeiter.
Die künstlerische Gestaltung des Mahnmals stammt von dem Heimbach-Weiser Maler und Architekten Norbert Bleidt. Von ihm kommen auch die folgenden Hinweise.
„Die drei Figuren an der Wand erinnern - als Triptychon - an eine Kreuzigungsgruppe, wie sie in und vor Kapellen häufig anzutreffen ist. Im Unterschied zu dieser christlichen Bildtradition sind sie nicht symmetrisch angeordnet, sondern mit unterschiedlichem Abstand durch Schrifttafeln unterbrochen. Auch fehlen alle religiösen Symbole, vor allem die Kreuzform.



Die Figuren haben keine realistischen Anatomien und individuelle Züge, sie sind keine Porträts. Dafür sind ja alle die Eigennamen der Opfer auf den Tafeln verzeichnet. Dennoch lassen sich Unterschiede in Farbe und Form erkennen. Die linke Figur ist auffällig grün; ein junger Mensch könnte man sagen, zu jung, wie wir wissen. Die meisten Opfer starben ihren Tod zwischen ihrem 18. und 25. Lebensjahr.
Die mittlere Figur erscheint von den körperlichen Umrissen her kraftlos, eben ein Toter, wie wir ihn aus einem anderen christlichen Bild-Thema kennen: der Pietà. Im Widerspruch dazu ist die braunrote Körperfarbe eine Farbe des Lebens.
Die rechte Figur dagegen erscheint lebenskräftig, ungebrochen, das vorherrschende Blau weist aber eher auf einen Zustand nach dem Lebenskampf hin, christlich gesprochen: Auferstehung von den Toten. Für alle gilt, dass die Farbigkeit aus dem Hellen (unten) ins Dunkle (oben) führt. Zur Farbwirkung trägt wesentlich das Material bei: die Kalkfarbe, aus der zwar kräftige und beständige, aber keine strahlenden Farben gemischt werden; und andererseits die "Sandsteinbretter", aus denen die Sockel und Bilderrahmen bestehen. Neben der Kalkfarbe sind sie vor allem ein ortsgebundenes Material, mit dem wohl auch viele Opfer in ihrer Lebenszeit hantiert haben. Es betont, und das ist ja der Sinn eines solchen Denkmals der Heimbach-Weiser für ihre Opfer, die Heimatverbundenheit der Toten, durch die auch wir Nachlebenden mit ihnen verbunden sind.

Noch ein Wort zu dem plastischen oder besser architektonischen Gebilde, ebenfalls aus Sandsteinbrettern. Seine Form erinnert an eine Krone, im christlichen Zusammenhang kennt man die Märtyrer-Krone. Hier ist ein Ort, um den man herumgehen muss. - Ein Raum, den nicht mehr bewohnt, aber reserviert ist für die einst mitlebenden - Toten.“
Norbert Bleidt, November, 2001