Friedrich Levy
Friedrich (Fritz) Levy wurde am 21. Juli 1898 in Anhausen geboren.
Er wohnte, zusammen mit seiner Ehefrau Selma Levy (geb. Schönenberg), zuerst in Hennef/Sieg und ab 1927 in Neuwied, Dierdorfer Straße 56.
Das Ehepaar hatte eine Tochter Hanna (später verh. Engel), die das KZ Auschwitz überlebte und nach Israel auswanderte. Ihrem ausführlichen Bericht ist es zu verdanken, dass sich heute ein authentisches Bild der Familiengeschichte nachzeichnen lässt.
Am 26.01.2021 um 00:00 Uhr sendete die ARD unter dem Titel "Zeugen - Wie der Holocaust ins Fernsehen kam" einen Beitrag zur Entstehungsgeschichte der Dokumentation des Filmemachers Karl Fruchtmann, die 1981 unter dem Titel "Zeugen - Aussagen zum Mord an einem Volk" in der ARD gesendet wurde. Darin kamen erstmals jüdische Opfer selbst zu Wort. Unter anderem kommt dort auch die Lebensgeschichte von Johanna Engel, Tochter von Friedrich Levy, zur Sprache. Ihre Welt war schon vor Krieg und Holocaust zusammmengebrochen, als sich ihre Religion in ein Schimpfwort verwandelte.
(Beitrag auf der ARD-Mediathek ansehen)
Bereits 1933, kurz nach der Machtergreifung Hitlers, wurde Friedrich Levy, der als Zinn-Schmied in der Firma Rasselstein arbeitete, mit einem Arbeisverbot belegt. Aus Furcht vor weiteren Schikanen gab die Familie ihre Wohnung auf und zog in eine kleine Wohnung in der Dierdorfer Straße 56.
Im Frühjahr 1936 brachte seine Frau Selma einen Sohn zur Welt, der jedoch im Alter von 3½ Monaten verstarb. Die Mutter hatte aus Verzweifelung über die prekäre Familiensituation erfolglos versucht, eine Fehlgeburt herbeizuführen, an deren Folgen das Kind starb.
Vom 15. November 1938 bis 16. Februar 1939 war Friedrich Levy im Konzentrationslager Dachau inhaftiert (siehe Häftlingskartei KZ-Gedenkstätte Dachau).
Friedrich Levy wurde am 20. Juli 1942 ab Köln in das Ghetto Minsk deportiert und 1942 in Maly Trostinec umgebracht.
Winfried Nachtwei, MDB a.D. präsentiert auf seiner Website einen ausführlichen Bericht zu der Einweihung des zweiten Abschnitts der Gedenkstätte Maly Trostinec am 29.6.2018 und liefert umfangreiche Hintergrundinformationen über diese größte NS-Vernichtungsstätte in der ehem. Sowjetunion.
Video ansehen: Gedenkfeier für die ehemaligen jüdischen Mitbürger aus Anhausen mit Pfarrer Gräber.
Quellen:
Gedenkbuch des Bundesarchivs für die Opfer der nationalsozialistischen Judenverfolgung in Deutschland (1933-1945),
http://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/directory.html
Bericht der Tochter Hanna Engel, Israel
Foto: Rhein-Zeitung Neuwied v. 4.2.1997