Die jüdische Familie Kallmann aus Wollendorf (heute Stadtteil Feldkirchen)

Laut Franz Regnery war das zuvor als Schulgebäude genutzte Haus in der Feldkircher Straße (evtl. Nr. 22) im Besitz der jüdischen Familie Kallmann. Nach 1925 gab es keine jüdische Familie mehr in Wollendorf.

Paula (Paulina) Wiesengrund, geb. Kallmann, wurde am 11. November 1878 in Wollendorf geboren. Die Eltern waren Simon Kallmann junior und Rosalie, geb. David. Paula Wiesengrund wohnte später in Frankfurt / M. Von dort wurde sie am 22. November 1941 nach Kowno (Kauen), Fort IX deportiert, wo sie bereits am 25. November ermordet wurde. Franz Regnery gibt an, sie sei in Riga verschollen.

Sie wurde vom Amtsgericht Frankfurt/Main mit Ablauf des 8.5.1945 für tot erklärt (Az.: 5R URII 304/1959). Buch für Todeserklärungen StA Berlin I 27501/1959.

Über das Schicksal ihres Bruders Gustav, geboren am 29. September 1876 in Wollendorf, ist nichts bekannt.

Ihr Bruder Leopold Kallmann wurde am 2. August 1864 in Wollendorf geboren. Später wohnte er in Frankfurt / M. Von dort wurde er am 15. September 1942 nach Theresienstadt deportiert, wo er am 12. Dezember 1942 ermordet wurde.

In einer Ansprache "Von den Nazis ermordete ehemalige jüdische Schüler des Stiftsgymnasiums – Die jüdischen Schüler des Andernacher Stiftsgymnasiums", gehalten von Dr. Wolfgang P. Fischer heißt es:

"Der älteste der Ermordeten war Leopold Kallmann, der am 2. August 1864 in Wollendorf als Sohn des Kaufmanns Simon Kallmann senior geboren wurde. Leopold Kallmann besuchte die Elementarschule in Wollendorf und trat Ostern 1876 in die Sexta des damaligen Andernacher Progymnasiums ein. Sein letzter bekannter Wohnort ist Frankfurt am Main. Er wurde in das Konzentrationslager Theresienstadt gebracht und starb dort am 11. Dezember 1942." [1]

Emma Marcus, geb. Kallmann, wurde 1862 in Wollendorf geboren. Später wohnte sie in Dresden. Auch sie wurde nach Theresienstadt deportiert. Ihr weiteres Schicksal ist nicht bekannt.

Vermutlich ist auch sie eine Tochter von Simon Kallmann junior und Rosalie, geb. David, was aber wegen der fehlenden Personenstandsunterlagen nicht eindeutig geklärt werden kann.

Franz Regnery führt in seiner Liste der NS-Opfer auch Wilhelm Kallmann an, geb. 11.3.1880 in Wollendorf, verschollen in Auschwitz. Genaueres war nicht herauszufinden.

 


Quellen:

Franz Regnery: Die Jüdische Gemeinde Neuwied (Neuwied 1988), S. 189 f. und S. 343

Gedenkbuch des Bundesarchivs für die Opfer der nationalsozialistischen Judenverfolgung in Deutschland (1933-1945),
http://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/directory.html

Yad Vashem, Jerusalem,
https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de

[1] Ansprache von Dr. Wolfgang P. Fischer
http://www.salentinerandernach.de/2002/ansprache.html

Stadtarchiv Neuwied, Gerd Anhäuser
StA Heddesdorf Geburtsregister-Nr.: 338/1876
StA Heddesdorf Geburtsregister-Nr.: 384/1878

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Die alte jüdische Schule

ehemalige jüdische Schule in Feldkirchen
Die alte jüdische Schule in Wollendorf
Quelle: Franz Regnery, Jüdische Gemeinde Neuwied, Neuwied 1988, S. 186

Das Foto zeigt die ehemalige jüdische Schule in der damaligen Gemeinde Wollendorf, heute Stadtteil Feldkirchen in der Feldkircher Straße (evtl. Nr. 22.) Franz Regnery schreibt: "Um 1890 ... ist das zuvor als Schulgebäude genutzte Haus im Privatbesitz einer jüdischen Familie Kallmann aus Wollendorf. In diesem Gebäude befand sich nach Aussagen älterer Dorfbewohner früher auch das Judenbad, ... auf das allerdings heute nichts mehr hindeutet." (S. 186 f.)

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Die ehemalige Synagoge in Feldkirchen

Der folgende Text wurde mit freundlicher Genehmigung entnommen aus: "Synagogen in Rheinland-Pfalz – Saarland, bearbeitet von Stefan Fischbach und Ingrid Westerhoff (Mainz 2005), S. 287 - 289"

Feldkirchen, Ortsteil Wollendorf: Standort unbekannt

1858 wohnten 31, 1895 20 Juden in Wollendorf. 1925 waren keine jüdischen Einwohner mehr verzeichnet.

Zum Synagogenbezirk gehörten auch die Juden aus Rodenbach, Gönnersdorf und Fahr. In Rodenbach und Gönnersdorf wurden 1858 vier bzw. drei jüdische Einwohner gezählt, schon 1895 waren in beiden Orten keine Juden mehr ansässig. Nur in Fahr, wo 1858 zwölf und 1895 sechs Einwohner mosaischen Glaubens gezählt wurden, lebten auch 1925 noch vier Juden.

Ebenso wie die Synagogen in Niederbieber und Oberbieber ist das Wollendorfer Bethaus durch den Haushaltvoranschlag für das Jahr 1869 bekannt. Hier heißt es zum „Kapital der Spezialgemeinde Wollendorf: Synagoge 500 Taler, Bewegliches in der Synagoge 200 Taler". Über das weitere Schicksal des Bethauses berichtet nur noch eine Quelle, in der es heißt, dass die Synagoge 1894 wegen Baufälligkeit von der Baupolizei geschlossen wird.  

Franz Regnery schreibt in seinem Werk "Die Jüdische Gemeinde Neuwied" (Neuwied 1988, S. 186):
"Die Schule, die sich in dem Fachwerkgebäude neben ... Pension und Gasthof 'Haus Heidingsfelder' (Anm. d. Red.: Leutesdorfer Straße, evtl. Nr. 22) befand, wurde im ersten Jahr ihres Bestehens von 16 Kindern (12 Knaben, 4 Mädchen) besucht, die aus den Orten Wollendorf, Fahr und Rodenbach kamen. Der ... Lehrer (Anm. d. Red.: Samuel Elkan aus Dernau / Ahrweiler) bezog anfänglich ein Jahresgehalt von 40 Talern, nebst freier Wohnung. Das Schulgeld mußte von den Eltern der schulpflichtigen Kinder aufgebracht werden ...."


Siehe auch: Friedel-Wulf Kupfer: Die ehemalige Judenschule in Feldkirchen; in: Heimatjahrbuch 1982 des Landkreises Neuwied, S. 47 - 51

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