Dr. jur. Moritz Weinberg

Dr. Moritz Weinberg wurde am 29. September 1888 in Werther bei Halle in Westfalen als Sohn von Bendix Jordan Weinberg und seiner Frau Julia / Julie, geb. Simons, geboren.

Weinberg studierte ab 1907 in Bonn Jura. Er war zunächst als Rechtsanwalt tätig und nach dem 1. Weltkrieg Richter in Essen. In späteren Jahren war er wieder als Rechtsanwalt tätig. Er war der letzte jüdische "Rechtskonsulent" in Köln. Als Konsulent wurden von 1938 bis 1945 jüdische Juristen bezeichnet, denen zwar die generelle Zulassung als Rechtsanwalt entzogen worden war, die aber die Genehmigung erhalten hatten, zumindest in wenigen verbliebenen Angelegenheiten andere Juden juristisch zu vertreten oder zu beraten.

Während des 1. Weltkrieges hatte er die Funktion eines Oberleutnants und wurde mit dem Bayrischen Militär verdienstorden, 4. Klasse mit Schwertern ausgezeichnet.

Dr. Moritz Weinberg war Vorsitzender des Landesverbandes Rheinland des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten und der Moria-Loge des B’nai B’rith.

Er heiratete am 9.3.1924 Hilde (Mathilde) Weinberg, geb. Eschelbacher, Tochter von Max Eschelbacher und Selma, geb. Cahn (*14.8.1902), in Neuwied und wohnte in der Engerser Landstraße 61, und in Köln, Hardefusstraße 8. Das Ehepaar hatte zwei Kinder. Die Tochter Maria / Marie Luise wurde am 13. September 1929 in Köln geboren. Sie emigrierte am 7. Januar 1939 in die Niederlande. Ihr älterer Bruder Rolf wurde am 25. Mai 1926 geboren. In einem Kindertransport schaffte er 1939 die Flucht nach England, die Trennung von seiner Familie fiel ihm unendlich schwer.

Am 18. Juni 1943 wurde Dr. Moritz Weinberg zusammmen mit seiner Frau und der Tochter von Köln aus in das KZ Theresienstadt deportiert.

Am 20. Oktober 1944 wurden Moritz, Hilde und Maria Luise Weinberg in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort ermordet.

Einzig der Sohn Rolf überlebte den Holocaust. Seine abenteuerliche Lebensgeschichte führte ihn von England aus nach Afrika, Papua-Neuguinea, die Solomon-Inseln bis nach Australien, wo er  heute (März 2017) in Canberra mit seiner Frau Jane bei noch guter Gesundheit als Ralph Wingfield lebt.

Prof. Robert Weinberg, Cambridge, MA (USA), ein Verwandter von Ralph Wingfield,  hat dieses bewegte Leben in einem Bericht zusammengefasst. [Bericht als PDF lesen »]

 


Quellen:

Gedenkbuch des Bundesarchivs für die Opfer der nationalsozialistischen Judenverfolgung in Deutschland (1933-1945),
http://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/directory.html

Yad Vashem, Jerusalem,
https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de

StA Köln Lindenthal, Geburtsregister Nr. 1359/1926; StA Köln-Lindenthal, Geburtsregister Nr. 355/1926

Professor Dr. Robert Weinberg (MIT), Cambridge / MA (USA)

Universität Bonn,
http://www3.uni‑bonn.de/einrichtungen/universitaetsverwaltung/
organisationsplan/archiv/universitaetsgeschichte/
juedische-studierende-t-zt

Volker Beckmann: Die jüdische Bevölkerung der Landkreise Lübbecke und Halle i.W. (1815-1945)
Vom Vormärz bis zur Befreiung vom Faschismus
Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades eines Doktors der Philosophie an der Fakultät für Geschichtswissenschaft und Philosophie der Universität Bielefeld
http://www.jacobs-verlag.de/wp-content/uploads/2015/07/Beckmann.pdf

Georg Stockschlaeder,
http://ahnenreich.de/retrospect/juden/index.php?m=family&id=I73064

Leo Baeck Institut:
https://ia802707.us.archive.org/27/items/aronhlevif001/aronhlevif001.pdf

Dr. Ursula Howard, Neuwied

 

Fotos: Professor Robert Weinberg, Cambridge / MA (USA)

 

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Manfred Moritz Weinberg (1936)<br><br>Foto: Professor Robert Weinberg,<br>Cambridge / MA (USA)
Abb. 1: Manfred Moritz Weinberg (1936)
Hilde Weinberg, geb. Eschelbacher (1936)<br><br>Foto: Professor Robert Weinberg,<br>Cambridge / MA (USA)
Abb. 2: Hilde Weinberg, geb. Eschelbacher (1936)
 
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